Mittwoch, 19. April 2017

In Bäumen, im Garten, unter Blech und Holz



Mit etwas verspäteten Ostergrüßen, lasse ich nach einer längeren Pause mal wieder von mir hören.
Die Ostermesse, die wider Erwarten anstelle von befürchteten 5 bis 6 Stunden „nur“ 4,5 Stunden gedauert hat, flog nur so dahin und erfüllte uns geradezu mit Freude, die mich nach dem Gottesdienst noch länger wach hielt, als ich wollte.
In der kühlen Nachtluft, begann die Messe vor der Kirche am kleinen Osterfeuer, an dem die Osterkerze bereitet, entzündet und an die Gemeinde weitergegeben wurde. Darauf folgte der Einzug in die Kirche und ein vorgesungenes Exsultet im Dunkeln der Kirche nur mit den Osterkerzen. Der Großteil der Messe verlief zwar auf Zulu, dank des „Daily Missals“, das ich aus dem Konvent geliehen bekam, konnte ich den Gottesdienst dennoch mitverfolgen. Bei den Liedern, die wir sangen wurde neben Zulu und Englisch auf weitere Sprachen zurückgegriffen, sowohl Sprachen, wie Xhosa, das ebenfalls in Südafrika gesprochen wird, als auch Sprachen Swahili, das nicht zu den 11 offiziellen Amtssprachen Südafrikas gehört. Ihren Höhepunkt erreichte die gute Stimmung über die Auferstehung Jesu erreichte sie zum Ende hin. Anders als ich es aus meiner Heimatgemeinde kannte, werden hier zwischen dem Abschlussgebet und dem Segen manchmal weitere Kollekten gesammelt, gemeinde-interne Angelegenheiten diskutiert und zukünftige Veranstaltungen verkündigt. In der Osternacht folgte auf das Schlussgebet eine weitere Kollekte. Anfangs war ich vollkommen auf mein Gesangsbuch fokussiert, um mitsingen zu können, aber, als ich aufsah, sah ich, wie die Gemeindemitglieder auf dem Gang zwischen Bänken sich ihren Weg nach vorne geradezu ertanzten, umgeben von weiteren Messebesuchern, die sich von ihren Plätzen erhoben hatten und zu ihrem Gesang schwungvoll bewegten. Dass während des Gottesdienstes zwischendurch aufgestanden und sich ein bisschen zum Gesang bewegt wird, war uns zwar nicht mehr neu, weil das in den wöchentlichen Gottesdiensten selbstverständlich ist, aber diesmal wollte die Menge gar nicht mehr aufhören und die Kollekten wurden von zwei, über drei bis zu vier Kollekten erweitert. Die Atmosphäre war so ansteckend, dass ich auch nach dem Gottesdienst noch lange in mich hineinlächeln musste, von Müdigkeit um 1.00 Uhr in der Nacht war keine Spur.
Am nächsten Morgen fand ich mich gegen 8.00 Uhr pünktlich zum Frühstück wieder im Konvent, wo schön österlich gedeckte Tische, inklusive kleiner Osterüberraschung auf jedem Teller, und ein großes Gemeinschaftsosternest auf uns warteten.

Im Anschluss ging es wieder in den Sonntagsgottesdienst, der eindeutig leerer war, als die Messe in der Osternacht selbst, und nach dem Mittagessen wartete die Arbeit auf uns Freiwillige. Arbeit, auf die wir uns nun wochenlang gefreut hatten, denn die Kinder des Centers sollten an Ostern natürlich nicht mit leeren Händen ausgehen und es war unsere Aufgabe, dafür zu sorgen. Genauer gesagt war es unsere Aufgabe, ein Osternest für jedes Kind vorzubereiten. In diese Nester sollte jeweils eine Mütze für den bevorstehenden Winter, etwas Unterwäsche, etwas Gebackenes und zuletzt ein paar Süßigkeiten hinein. Zudem hatten wir noch viele kleine Tüten mit Legosteinen von einer ehemaligen Freiwilligen für die Kinder übrig. Nachdem wir in den letzten Wochen relativ viel Zeit damit verbracht hatten, die aus Schuhkartons gebastelten Osternester, auszusortieren, neue zu bemalen und mit Inhalt zu füllen, Kekse und Brötchen zu backen, unbeabsichtigt zu verbrennen und wieder zu backen, war es am Sonntagnachmittag endlich soweit. Solange wir die Nester auf dem gesamten Gelände versteckten, warteten die Kinder in einem Raum darauf, das Startsignal zu erhalten. Als es dann soweit war, wurden alle potentiellen Verstecke abgesucht, jeder Baum, kleine Gärten, der Spielplatz, früher oder später mit Erfolg. Versammelt an unserer Kapelle im Innenhof mit den Mützen auf dem Kopf wurden die Kekse und die Snacks genüsslich verdrückt.
 

 


Obwohl damit unsere große Aufgabe abgeschlossen war, wartete noch andere Arbeit auf uns, denn am Montag gaben die Schwestern ein großes Fest, ihrer ältesten Schwester zu ehren, die vor mehr als 60 Jahren noch als Pionierin nach Südafrika kam, und auf die Nöte, den Hunger und die schlechen Lebensverhältnisse in der Gesellschaft Nkandlas reagierte, indem sie dessen Bewohner Handwerk beibrachte, mit dem sie Produkte erstellen und verkaufen konnten, um durch diesen Zugang zu Arbeit ihre Familien zu ernähren. Aufgrund dieser Arbeit sollte ihr an diesem Ostermontag vom Bischof der Diözese Eshowe, eine päpstliche Medaille verliehen werden.
Da die Einladung offen für jeden war, dem danach war, dieser Veranstaltung beizuwohnen, war es schwer einzuschätzen, wieviele Gäste tatsächlich kommen würden. Letzten Endes bereitete der Konvent und das Team des SOP Essen für insgesamt 400 Leute vor, dekorierte die Kirche und den Konvent für die „VIPs“, das waren in erster Linie Geistliche und langjährige Bekannte unser verehrten Schwester. Mit der Dekoration des Speiseraums im Konvent hatten wir bereis am Samstag angefangen und am Sonntagabend verbrachten letzten Endes noch ein bisschen Zeit damit, für das Essen aus dem Center alles vorzubereiten, was schon vorbereitet werden konnte.
Am großen Tag selbst hieß es vor dem großen Gottesdienst, bei dem die Verleihung der Medaille erfolgen sollte, noch schnell ein paar Programm-Flyer falten, die Getränke vorbereiten, weil Veronika und ich als Kellnerinnen für die Getränke eingeplant waren und dann ging es schon los.
Den großen Chor bildeten diesmal die Nardini Schwestern aus allen Konventen und einzelne Mitglieder des Kirchenchors. Eine Begrüßung durch den Bischof, Reden einiger VIPs und (ganz wichtig!) unserer lieben Schwester selbst, eine große schöne Messe, erneut mit Liedern in verschiedenen afrikanischen Sprachen und die ausgelassene Stimmung füllten den Mittag. Zum Essen, das als Buffet ausgelegt, servierten Veronika und ich schließlich die Getränke und merkten sehr schnell, dass es uns diese Gäste sehr leicht machten unserer Aufgabe nachzukommen. Eine Kleinigkeit, die uns beiden dabei auffiel, war die Reaktion unserer Gäste, die vorwiegend aus Geitslichen bestand, wenn wir ihnen ihre Getränke brachten. Denn anders als erwartet bekamen wir kein einfaches „Thank you“ zu hören, sondern Formulierungen wie „God bless you, my darling.“ Schwupsdiwups waren auch schon alle Gäste bedient und wir durften uns selber am Buffet bedienen.
Nach dem großen Fest hieß es schließlich soweit es ging wieder aufzuräumen, bevor die Schwestern sich nach Tagen wieder die Zeit nehmen konnten, ein bisschen aufzuatmen.

Es mag ein Wochenende gewesen sein, an dem mehr zu tun war, aber ich persönlich habe die Zeit mit den Schwestern und die Gottesdienste, sowie die Osternestsuche mit den Kindern und das Kochen mit dem Team sehr genossen. Jemand, der regelmäßiger immer mal für ein paar Wochen im Konvent zu Besuch ist, hat mir am Montag gesagt, dass ich sehr viel Glück habe, weil ich all das erleben würde und das er sich nicht entsinnen könnte, dass jemals ein Volunteer so viel miterlebt hätte und ich stimme ihm zu, bezüglich des Glücks, das ich habe. Dieses Wochenende war einmalig und ich bin sehr dankbar, dass ich daran teilhaben durfte.


Sonntag, 29. Januar 2017

Es war einmal...

Eine kleine Geschichte

Auf dem Nachhauseweg von einer unserer Play Groups mit vielen Spielzeugen auf der Ladefläche unseres Autos, hinderten uns, neben den Schlaglöchern auf der Straße hier und da, uns außerdem regelmäßig Kühe, die in Nkandla und Umgebung frei herumlaufen, daran, unsere Fahrt gemütlich hinter uns zu bringen. Sie machten jedoch nicht im Geringsten Anstalten, sich zu bewegen, je mehr wir uns ihnen mit dem Auto näherten.

Zur Erklärung des Verhaltens der Kühe, genauso wie der Ziegen und Hunde, erzählte uns ein Mädchen, das mit uns im Auto saß, eine kleine Geschichte für Kinder, die ich euch sinngemäß gerne wiedergeben würde...

"Es waren einmal eine Kuh, eine Ziege und ein Hund, die sich alle gemeinsam ein Taxi teilten. 
Nach einer Weile Fahrt stieg die Kuh zuerst aus und fragte den Fahrer nach den Fahrtkosten, der ihr daraufhin ein Summe nannte. Als die Kuh das hörte, war sie empört über den hohen Preis und war somit auf einen Schlag all ihr Geld los, das sie dabei hatte. 
Das Taxi fuhr weiter.

Beim zweiten Halt wollte  die Ziege aussteigen, die schon etwas nervös war, weil sie gar kein Geld dabei hatte. Als der Taxifahrer danach fragte, sprang sie ohne sich umzusehen aus dem Taxi und rannte davon. 

Zuletzt stieg der Hund aus, dem der Taxifahrer den doppelten Betrag nannte, den die Kuh zuvor bezahlt hatte, mit der Begründung: "Du bezahlst für die Ziege mit." Daraufhin schmiss der Fahrer den Hund hinaus und fuhr davon."

Um auf das Verhalten der Tiere zurückzukommen, die Erklärung lautet so:

"Kühe stehen demonstrativ auf der Straße, weil sie davon überzeugt sind, die Straße würde nach so hohen Fahrtkosten ihnen gehören. 

Ziegen rennen vor Autos davon, weil sie Angst haben der Taxifahrer könnte jederzeit wieder nach dem Geld fragen, das sie ihm noch schuldet 

und Hunde rennen Autos hinterher, weil sie ihr Wechselgeld zurückverlangen."

Freitag, 27. Januar 2017

Start in das neue Jahr


Jambo! 
Als Einstieg in das neue Jahr nur einen kurzen Eindruck von meinem Kurzurlaub auf Sansibar für drei Tage, den ich mit den anderen "Afrika-Freiwilligen" des Bistums Münster unternommen habe, bevor es für uns alle zusammen zurück ans Festland von Tansania zu unserem gemeinsamen Zwischenseminar weiterging. Dort teilten wir Erfahrungen, die wir als Freiwillige in unseren Projektländern erlebt hatten, unterhielten uns über Themen, die uns in dieser Zeit besonders beschäftigen und tauschten uns über weiterführende Themen wie beispielsweise Kolonialisierung und ihre Auswirkungen in der Gegenwart aus, welches mich persönlich wegen Südafrikas Geschichte und der starken Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen besonders interessierte. 

Vor drei Wochen kehrte ich mit großer Vorfreude wieder nach Nkandla zurück. Ich habe mich sehr darüber gefreut, das Team, die Schwestern, die Center-Kinder und meine Mitfreiwilligen, Alex und Andreas wiederzusehen und - ein mir zu dem Zeitpunkt noch neues Gesicht - Veronika, die bis Mitte Juni als Freiwillige im SOP bleiben wird, kennenzuelernen. 

Die längst überfällige Beschreibung der Einrichtung

Zum Anlass des Starts in das neue Jahr 2017 (Frohes neues Jahr, übrigens :)) habe ich mir fest vorgenommen endlich mal die Einrichtung in der ich mich täglich hin und her bewege vorzustellen. 


Das mein Zimmer mit meinem großzügigen Bett, in dem ich meine Abende und Nächte verbringe. Ab und zu findet hier spontan der ein oder andere Filmeabend statt, wenn es uns mit selbstgemachtem (Achtung!), ausschließlich salzigen Popcorn oder NikNaks, einem Maissnack mit Käse oder "Fruit Chtuney"- Geschmack gemütlich machen. 
Zu dem Zimmer gehört außerdem ein Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken. 





Für Frühstück und Abendessen benutzen Alex und ich, weil wir beide im Center leben, die sogenannte "Volunteers Kitchen" (Freiwilligenküche). Mittagessen gibt es für uns zusammen mit den Schwestern im Konvent, der zu Fuß nur eine viertel Stunde entfernt ist. Sie ist für alle Freiwilligen des SOPs zugänglich und daher unser erster Treffpunkt, wenn wir Meetings haben oder bei anliegendem Papierkram auch unser Arbeitsplatz. Die Küche, in der die Mahlzeiten für die Center-Kinder zubereitet werden, liegt links neben der Volunteers Kitchen. 

Nach dem Frühstück fängt jeder Arbeitstag um 7.30 Uhr mit einem Meeting im Classroom an, zu dem fast das gesamte Team erscheint. In dem Fall meine ich mit "Team", das Management, die Caregiver, die Social Worker, die Peer Educator, die Gardener, die Driver, ein Vertreter der Child Care Worker, die im Center arbeiten und wir Freiwilligen. 
Bei diesen morgendlichen Meetings werden nach einem gesungenen Morgengebet auf isiZulu und dem "Vater unser" die Tagespläne durchgesprochen und jeweils eine Präsentation von einem Staff-Mitglied gehalten. Abgesehen davon ist der Klassenraum für die Caregiver an Tagen, an denen sie keine Hausbesuche machen, auch Arbeitsplatz für den zugehörigen Papierkram. 

Neben dem Classroom und den Freiwilligenteilen der Einrichtung, gehören zu dem Center noch mehr Büros für die jeweiligen Arbeitsbereiche, wie beispielsweise die Administration oder Sozialarbeit.
Des Weiteren gibt es noch die Räumlichkeiten für die Kinder, die im Center leben.
Das sind zum einen die geschlechtergetrennten Schlaf- und Speiseräume, die nachmittags auch als Hausaufgabenräume dienen, Waschräume, einen TV Room und zwei Spielplätze inklusive kleinem Fußballfeld - Fotos dazu kommen in den nächsten Tagen nach.
Der Center im Frühling, mittig eine kleine Kapelle und darum die Center-Gebäude

Bis dahin sommerliche Grüße.
Salani kahle!